Test: Roland T-8 Beat Machine, Drumcomputer & Bass-Synthesizer - AMAZONA.de (2024)

Die Wiedergeburt von ReBirth?

29. Juli 2022

Roland T-8 Beat Machine – Jungle Beats

Inhaltsverzeichnis

  • Hardware der Roland T-8 Beat Machine
  • Die Instrumente der Beat Machine
  • Aufbau der Sequencer der Roland T-8 Beat Machine
  • Direkter Eingriff in die Sequenz
  • Roland T-8 Beat Machine und die DAW
  • Die Effekte

Die Roland T-8 Beat Machine ist das dritte Produkt aus Rolands AIRA Compact Line. Dieses kleine Gerät vereinigt in sich eine TR-808 sowie eine TB-303 Bassline, deren Emulation auf der Roland ACB-Technologie beruht. Der erste spontane Gedanke war: Das erinnert mich doch an etwas aus der fernen Vergangenheit des letzten Jahrtausends? Genau – an ReBirth von Propellerhead, die „erste“ Synth-Software, die auch nach etwas klang; so um 1995.

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Nun, wir schreiben das Jahr 2022 und noch immer sind digitale Emulationen der alten Roland-Klassiker beliebt und begehrt, zumindest bei einigen. Und die Auswahl ist hier sicherlich groß. Von günstigen Kopien oder liebevollen Repliken in Hardware über Free- und Pay-Ware im Software-Bereich gibt es heutzutage Dutzende Möglichkeiten, sich den 808/303-Sound ins Haus zu holen. Roland ist aber dabei der erste Hersteller, der beide Geräte in einer Hardware vereinigt und das für erschwingliche 199,- Euro.

Hardware der Roland T-8 Beat Machine

Wie alle Geräte der AIRA (muss dabei eigentlich noch jemand an Trinkjoghurt denken?) Compact Serie besteht das Gehäuse aus Kunststoff und hat die Maße 18,8 x 10,6 x 3,6 cm. Die Roland T-8 Beat Machine bietet MIDI In/Out sowohl über die beiden Miniklinken-Buchsen als auch über die USB-Verbindung. Im Gegensatz zum Adapter von Stereoklinke auf DIN-MIDI wird das USB-C-Kabel mitgeliefert.

Auch dieses Gerät besitzt eine Class-Compliant-Audioverbindung über USB 2.0 mit 44,1 kHz, 24 Bit. Das gilt aber nur für die Ausgabe der Roland T-8 Beat Machine selber. Geräte, die über den MIX-IN angeschlossen sind, werden nicht übertragen. In Systemmenü gibt es zudem eine Option, ob die digitale Lautstärke dem Volume-Poti folgen oder davon unabhängig auf einem bestimmten Pegel eingestellt werden soll. Und – was ich ständig vergesse – auch dieses Gerät hat einen internen Akku, der über die USB-C-Verbindung geladen werden kann und bis zu 5 Stunden Laufzeit verspricht.

Roland T-8 Beat Machine – Sync und Mix I/O

Die Roland T-8 Beat Machine bietet 17 Schaftpotis, deren Laufwiderstand OK ist, einen Menü-Encoder sowie 31 hintergrundbeleuchtete Gummitaster, die etwas schwimmen, aber dennoch einen guten Druckpunkt aufweisen.

Das LED-Display verwöhnt uns mit seiner 4-stelligen numerischen Anzeige. Die unteren 16 Step-Taster dienen natürlich der gewohnten Eingabe, allerdings fehlt hier die typische farbliche Unterteilung in Vierergruppen.

Steps der TR-808

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Steps der Roland T-8 Beat Machine

Die verschiedenen Unterteilungen sind zwar angedeutet, bieten meiner Meinung nach aber keine optischen Referenzpunkte, an denen man sich orientieren könnte. Es wurden selbst die Beschriftungen der Steps mit 1 bis 16 verwehrt.

Zur Synchronisation mit analogen Geräten besitzt die Roland T-8 Beat Machine analoge Clock-Sync-I/O. Die PPQ (Pulses Per Quarter Note) können dabei auf 1, 2, 3, 4, 6, 8, 12 und 24 eingestellt werden. Zu beachten ist, dass die analoge Clock immer Vorrang vor der MIDI-Clock hat.

Über MIDI werden nur Clock, Start und Stop sowie MIDI-Noten und Program-Change gesendet und empfangen. Die Regler erzeugen keine CC und das Gerät empfängt auch keine. Die komplette MIDI-Implementation-Chart findet man auf Seite 31 des englischsprachigen PDF-Handbuchs. Wie immer wirkt dieses etwas konfus, wenn man es aber von vorne bis hinten durcharbeitet, wird man durch alle Schritte für die Erstellung von Patterns und deren Manipulation hindurchgeführt.

Die Instrumente der Beat Machine

Der Klang ist vollkommen in Ordnung und den Möglichkeiten der ACB-Synthese angemessen. Es dürfen keine ultra authentischen Analogklänge erwartet werden – man erkennt aber sofort, um was es sich handeln soll. Ohne Einzelausgänge gestaltet sich die Nachbearbeitung schwierig, ist aber nicht unmöglich.

Am Aufbau gibt es nichts Oberraschendes. Ein Pattern kann bis zu sechs Drum-Instrumente enthalten. Auf der Bedienoberfläche findet man die wichtigsten Parameter zum Einstellen wie TUNE, LEVEL oder DECAY (dieses allerdings nur über die Aktivierung des DECAY-Tasters). Moment – wo ist denn Snappy, der freundliche Snare-Parameter? Diesen und einige andere Einstellungen findet man im System-Menü vergraben. Ebenso verhält es sich mit COLOR für den Noise-Anteil der Toms. Ach ja, möchte man zwei Toms gleichzeitig haben, muss dafür auf den Handclap verzichtet werden – der Teufel steckt hier im Detail. Mit der Roland T-8 Beat Machine wird nicht jeder Beat einer originalen TR-808 nachgebaut werden können. Da hat der Rotstift am heftigsten angesetzt, um das Gerät unter die 200,- Euro-Marke zu drücken.

Roland T-8 Beat Machine – Jungle Beats

In den Optionen findet sich dann auch die Einstellung der Grundschwingungsform des Bass-Synths (Square oder Saw). Dafür gibt es aber lobenswerterweise eine Abkürzung, die einen sofort zu dem Menüpunkt springen lässt, der sonst nur über eine Encoder-Fahrt zu erreichen wäre. Das klingt jetzt nicht so sehr nach einem Gerät, das spontan zu bedienen wäre. Werfen wir also ein Blick auf den Sequencer.

Aufbau der Sequencer der Roland T-8 Beat Machine

Ich schreibe hier bewusst Pattern, denn einen Song-Mode kennt die Roland T-8 Beat Machine nicht. Man kann lediglich zu einem laufenden Pattern ein anderes Pattern als Fill definieren. Das Gerät speichert bis zu 16 Patterns in 4 Bänken, also insgesamt 64 Patterns. Rhythm- und Bass-Patterns werden dabei immer zusammen abgespeichert. Ein Pattern kann dabei 32 Steps enthalten.

Über eine Chance-Funktion per Step kann man das auch noch nach etwas mehr klingen lassen; besser würden mir aber Funktionen wie „spiele bei jedem x-ten Durchgang diesen Step“ gefallen. Man hätte dann mehr Kontrolle. So kann man lediglich über eine globale Einstellungen alle einzelnen Chance-Einstellungen der Steps gleichzeitig ändern, wobei die ursprünglichen Werte erhalten bleiben.

Die beiden Sequencer sind allerdings nicht zwangsläufig miteinander gekoppelt. Es können verschiedene Längen für beide Sequencer eingestellt werden, so dass der Bass-Sequencer z. B. 24 Steps läuft und der Beat-Sequencer 32 Steps. Es gibt dafür auch eine Pattern-Sync Option im System-Menü (zu erreichen über SHIFT + MENU), die drei Variationen ermöglicht, wie vorgegangen wird, falls Drum- und Bass-Patterns unterschiedliche Längen haben.

  1. Always: Beim Aufrufen eines neuen Drum-Patterns oder wenn das aktuelle von neuem beginnt, wird auch das Bass-Pattern zurückgesetzt.
  2. Once: Beim Aufrufen eines neuen Drum-Patterns beginnt auch das Bass-Pattern von Neuem, danach laufen beide unabhängig voneinander weiter.
  3. Off: Beide Sequencer beenden zuerst ihre Patterns und schalten dann zum nächsten Pattern.

Und außerdem ist es noch möglich, verschiedene Step-Scales für beide Sequencer der Roland T-8 Beat Machine auszuwählen. Für den Drum-Sequencer stehen dabei 16-tel, 32-tel, Achtel- und Sechzehnteltriolen zur Auswahl, für den Bass-Sequencer 16-tel-Noten oder Achteltriolen. Auch einen Shuffle kann man einstellen.

Direkter Eingriff in die Sequenz

Man hat außer der Step-Programmierung die Möglichkeit, bei Aktivierung des „KEYB“-Modus ein Instrument direkt einzuspielen, wenn man sich im Aufnahmemodus befindet. Ob und wie die Noten quantisiert werden, ist dem Handbuch nicht zu entnehmen, es ist aber davon auszugehen.

Ein andere Möglichkeit der Live-Eingabe besteht im Aufnahme-Modus durch Auswahl des Instruments über den Instrument-Taster. Durch rhythmisches Betätigen desselben wird man ebenfalls mit der Befüllung der Steps belohnt.

Eine Performance-Funktion, die noch besser wäre, könnte man ihr Ergebnis aufnehmen, ist der Step-Repeat. Läuft das Pattern, gelangt man über SHIFT+PATTERN in diesen Modus, dessen Aktivität über das Blinken des Pattern-Tasters signalisiert wird. Drückt man jetzt einen beliebigen Step im Pattern, so wird dieser gemäß der Step-Scale wiederholt. Drückt man mehrere gleichzeitig, so werden diese Steps der Reihenfolge nach gespielt – das ist wirklich toll, um Lebendigkeit in ein schnödes Pattern zu bringen. Deshalb hätte ich das auch gerne direkt ins Pattern einspielen können wollen.

Roland T-8 Beat Machine und die DAW

Das Gute beim Aufnehmen der MIDI-Patterns in die DAW: Hier werden diese Step-Loops mit aufgenommen. Ich habe die Roland T-8 Beat Machine also in den MIDI-Loop genommen, um zu sehen, wie das Timing der Sequenzen ist, die vom Gerät kommen. Die Abbildung und die Event-Liste sollte jeder selber beurteilen. Zur Orientierung: Die nächste Sechzehntel startet bei 102.1.240 – im Zoom sieht es schlimmer aus, als es ist.

MIDI Recording Timing – Piano Rolle

MIDI Recording Timing – Events

Die Effekte

Kommen wir zu den drei Effekten. Jedem Instrument kann dabei sein eigener Effektanteil zukommen. Es gibt ein Delay, das sowohl temposynchron als auch frei laufen kann. Es agiert dabei wie ein Tape-Delay und zieht beim Verstellen diese lustigen Pitch-Fahnen nach sich. Beim Reverb kann lediglich die Nachhallzeit eingestellt werden, es ist aber gar nicht mal so übel. Sogar ein Ducking-Effekt ist an Bord, mit dem z. B. die Bass-Drum als Quelle ausgewählt werden kann und der Bass-Synth, der Reverb und das Delay als Ziel. Es kann dabei auch die Intensität einzeln bestimmt werden. Soviel Variation hätte ich an dieser Stelle nicht erwartet. Vor allem, dass als Quelle auch ein Audiosignal dienen kann, das über den USB-Audio-Port kommt, halte ich für erwähnenswert.

Roland T-8 Beat Machine – Signalfluss

Und bevor ich es vergesse: Alle Patterns können über eine Laufwerksfunktion der Roland T-8 Beat Machine gesichert und auch wieder aufgespielt werden.

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Author: Maia Crooks Jr

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